Digitale Beratung ist als Hilfeform sehr erwachsen geworden. Der Pioniergeist der ersten Projekte liegt mehr als drei Jahrzehnte zurück, praktische Arbeitsfelder und akademische Diskurse sind mit verwendungsorientiertem Wissen bestückt. Der Vortrag fordert die hierzu gehörigen Denkfiguren heraus und möchte zur kritischen Analyse anregen: Ist eine Mehrwelten-Theorie, die zwangsläufig zum Konzept des „Blending“ führt, noch instruktiv? Ist digitale Beratung ein Arbeitsfeld oder eine Methode? Hat sich das Denken um digitale Beratung selbst zu einer digitalen Blase verdichtet? Entlang der Leitdifferenz zwischen Digitalisierung und Digitalität werden hierzu gehörigen Fragen systematisch entfaltet und im Anschluss diskutiert.
Der systematische Mix digitaler und analoger Kommunikationssettings im Beratungsprozess bietet zahlreiche Chancen: So kann Beratung deutlicher als bisher an der Lebenswelt der Klient*innen anknüpfen, Prozesse intensivieren und stabilisieren sowie niederschwellige Kontaktmöglichkeiten schaffen.
Im Kurzvortrag werden die Grundlagen des Blended Counseling-Modells skizziert und mit aktuellen Forschungsergebnissen und Praxisbeispielen aus verschiedenen beraterischen Handlungsfeldern angereichert. Dabei stehen neben Impactfaktoren und Erfahrungen mit verschiedenen Videotools auch konkrete Fallverläufe im Fokus. Die Diskussion bietet die Möglichkeit zu vertiefenden Fragen und weiteren Beispielen.
Damit Blended Counseling – also die konzeptionell fundierte Kombination von digitalen und analogen Medien in der Beratung – erfolgreich umgesetzt werden kann, sollten Beraterinnen und Berater über bestimmte (Medien-)Kompetenzen verfügen. Doch welche Kompetenzen sind dies genau? Was braucht es auf Seiten einer Beraterin oder eines Beraters, damit Blended Counseling gelingen kann? Im Workshop werden wir uns mit diesen Fragen vertieft auseinandersetzen. Als Grundlage dient uns hierbei das Modell «Medienkompetenz Blended Counseling», welches im Rahmen eines Forschungs- und Entwicklungsprojekts der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW entstanden ist.
Wir sind mediatisiert, digitalisiert und datafiziert – was bedeutet das eigentlich? Warum ist das wichtig und was müssen wir dafür wissen und können? Insbesondere der Kompetenz-Begriff wird in Sozialer Arbeit immer wieder bemüht – mit Digitalisierungsbezug sind das Stichworte wie Medienkompetenz, Datenkompetenz oder auch Internet-Kompetenz. Im Workshop soll von den Begrifflichkeiten und einem Überblick zum Status Quo Digitalisierung ausgehend darüber gesprochen werden, welche Inhalte ein Studium Soziale Arbeit vermitteln sollte und was es in Fort- und Weiterbildung braucht, um in der Praxis einen produktiven Umgang mit einer tiefgreifenden Mediatisierung zu finden. Gemeinsam wollen wir Herausforderungen sammeln und uns damit auseinandersetzen, welche Strukturen es an welcher Stelle braucht.