Von der Straße ins Netz: Aktuelle Entwicklungen der Digital Streetwork

Für junge Menschen ist der Umgang mit Social Media heutzutage selbstverständlich. Angesichts dieser Entwicklung begreift auch die Soziale Arbeit den digitalen Raum zunehmend als professionellen Handlungsraum: Ein sich neu konstituierendes Arbeitsfeld in diesem Zusammenhang ist Digital Streetwork, d.h. aufsuchende Soziale Arbeit in und mit Social Media. Digital Streetwork setzt sich zum Ziel, ein an der digitalen Lebenswelt junger Menschen orientiertes Angebot zu schaffen, insbesondere für jene Zielgruppen, die mit der „Komm-Struktur“ von sozialen Einrichtungen und Diensten Schwierigkeiten haben.

Der Vortrag widmet sich aktuellen Entwicklungen im Rahmen der Digital Streetwork und nähert sich dabei folgenden Fragestellungen:

– Welche bestehenden Modellprojekte existieren im Arbeitsfeld Digital Streetwork?
– Welche wissenschaftlichen Kenntnisse zu Gelingensfaktoren, Herausforderungen und Perspektiven der Zielgruppe liegen bereits vor?
– Welche zukünftigen Entwicklungen sind denkbar?

Immer erreichbar und prekär beschäftigt? Was die Online-Beratung aus Erkenntnissen zur Plattformökonomie lernen sollte

Über Plattformen buchbare Leistungen sind längst Teil des Alltags geworden – ob beim Einkaufen, bei der Essensbestellung oder bei der Möbelmontage. Auch wenn Arbeitsplattformen zur Vermittlung von bezahlten Dienstleistungen für die Soziale Arbeit eher ein Zukunftsszenario sind, so gibt es auch im sozialen Sektor schon zahlreiche Plattformen u.a. zur Vermittlung von (Online-)Beratung, aber eben auch gewinnwirtschaftlich organisierte Plattformanbieter, die soziale Dienstleistungen für sich entdecken.

Plattformarbeit bietet zahlreiche Vorteile, etwa dass Beratung niederschwelliger für Klient*innen angeboten werden kann, da zeitlich flexibler, zeitnaher und zugeschnitten auf die Kommunikationsgewohnheiten ohnehin digital kommunizierenden Personen. Dem gegenüber stehen, so zeigen Erkenntnisse zur Cloud- und Gigwork auf Plattformen, mitunter sehr prekäre Arbeitsverhältnisse in einem internationalen Wettbewerb.

Der Vortrag liefert Einblicke in die Arbeitswelt von Plattformarbeitenden und zeigt auf, welche Bedeutung Plattformen zukommt, die eine Mittlerrolle zwischen den Auftraggeber*innen und den Auftragnehmer*innen einnehmen. Ein weiteres Ziel des Vortrages ist darzustellen, inwiefern Mechanismen der Plattformökonomie die Handlungspraxis Sozialer Arbeit prägen und das Management sozialer Organisationen herausfordern können.

Digitale Beratungsidentität

Was bedeutet die fortschreitende Digitalisierung für unseren Beratungsalltag – und was macht mich eigentlich aus als digitale:r Berater:in? In unserem Workshop erarbeiten wir zusammen Impulse zur Auseinandersetzung mit der eigenen Beratungspersönlichkeit. Wie kann und wie möchte ich mich als Berater:in im digitalen Setting positionieren? Und wie beziehe ich meine eigenen professionellen Ressourcen und die Ressourcen meiner Ratsuchenden dabei bewusst ein? In einer Mischung aus theoretischem Input und praktischer Übung erhalten die Teilnehmenden praxistaugliche Ideen für das eigene Weiterdenken und -arbeiten sowie Gelegenheit für Fragen und kollegialen Austausch.

Kakofonie & Sozialplattform – Die Umsetzung des OZG und dessen mögliche Auswirkungen auf die Onlineberatung

Bund, Länder und Kommunen sind mit dem Onlinezugangsgesetz (kurz: OZG) dazu verpflichtet, einen Katalog von rund 6000 Verwaltungsleistungen, zusammengefasst in 575 OZG-Leistungsbündel bis Ende 2022 zu digitalisieren. Es wurden dazu unterschiedlichen Aufgabenpakete für diese Umsetzung dieses gigantischen Vorhabens in 13 übergeordnete Themenfelder gebündelt und daraus Maßnahmenpakete geschnürt, die in den einzelnen Bundesländern umgesetzt werden. Die jeweiligen Projekte stehen nach Fertigstellung allen anderen Bundesländern und Kommunen zur Nachnutzung zur Verfügung. Um ca. 65 Leistungen im sozialen Bereich digital abzubilden, entwickelt das Bundesland Nordrhein-Westfalen die „Sozialplattform“ (www.sozialplattform.de). Bis zum Jahresende sollen auch die digitalen Zugänge zu den Leistungen der Wohnungslosenhilfe sowie den lokalen Schuldner- und Suchtberatungen realisiert werden.
Der Workshop gibt den Teilnehmenden einen kurzen Einblick zum aktuellen Umsetzungsstand des OZG bzw. der Sozialplattform. Anschließend wollen wir uns gemeinsamen darüber austauschen und Ideen und Überlegungen formulieren, welche Auswirkungen das OZG auf die Praxis der Online-Beratung potentiell hat.

Die Online-Beratung der Caritas: Vielfalt, Open Source und Blended Counseling

Im Jahr 2006 ist die Caritas mit einem ersten Angebot für Online-Beratung an den Start gegangen. Seit dem Relaunch in 2019 wird das Informations- und Beratungsangebot der Caritas mit der Online-Beratungsplattform „Beratung & Hilfe“ stetig durch agile Entwicklung schnell und risikominimiert weiter ausgebaut.
Mit der Open Source Stellung des Quellcodes im Juni 2020 wird das Ziel verfolgt, eine Nutzer- und Entwicklercommunity in der gesamten Wohlfahrt und darüber hinaus aufzubauen. Es soll eine Community entstehen, die die Vernetzung zum Arbeitsfeld Online-Beratung insgesamt verstärkt und dem Gemeinwohl zugutekommt. Blended Counseling ist das leitende Konzept, das hinter der Online-Beratungsplattform steht.

Onlineberatung in Dänemark: Entwicklung von neuen Initiativen und Herausforderungen während der Pandemie

Die Onlineberatungsstelle für Ausbildung, Weiterbildung und Beruf eVejledning besteht in Dänemark nun mehr als 10 Jahre und hat sich stetig weiterentwickelt. Durch die Angliederung an ein Ministerium muss sich eVejledning ständig an die politische Lage anpassen. Werden neue politische Initiativen und Aufgaben implementiert, muss eVejledning damit arbeiten.

Telefon, Chat und Mail waren lange die einzigen Kontaktmöglichkeiten. Heute werden auch Skype-Gespräche und Webinare angeboten und sozialen Medien gezielt benutzt. Wie funktioniert das und ist es nur vorübergehend?

Die Pandemiesituation weltweit hat auch Konsequenzen für eVejledning gehabt. Der Vortrag stellt vor, wie eVejledning sich den Herausforderungen mit neuen Initiativen gezielt anpasst hat.

Abschließend wird es Zeit für Fragen und Diskussion geben. Hat die Pandemie dauerhafte Konsequenzen für die Onlineberatung?  Und wenn ja, welche? Bei welchen Zielgruppen gelangt die Onlineberatung während der Pandemie gut – und wo funktionierte sie nicht? Was können wir von der Pandemiesituation für die Onlineberatung lernen?

Was macht das „Digitale“ mit Sozialer Arbeit und welche Fähigkeiten brauchen wir jetzt und in Zukunft?

Wir sind mediatisiert, digitalisiert und datafiziert – was bedeutet das eigentlich? Warum ist das wichtig und was müssen wir dafür wissen und können? Insbesondere der Kompetenz-Begriff wird in Sozialer Arbeit immer wieder bemüht – mit Digitalisierungsbezug sind das Stichworte wie Medienkompetenz, Datenkompetenz oder auch Internet-Kompetenz. Im Workshop soll von den Begrifflichkeiten und einem Überblick zum Status Quo Digitalisierung ausgehend darüber gesprochen werden, welche Inhalte ein Studium Soziale Arbeit vermitteln sollte und was es in Fort- und Weiterbildung braucht, um in der Praxis einen produktiven Umgang mit einer tiefgreifenden Mediatisierung zu finden. Gemeinsam wollen wir Herausforderungen sammeln und uns damit auseinandersetzen, welche Strukturen es an welcher Stelle braucht.

Plattformökonomie – Droht uns die „Amazonisierung“ der Beratung?

Das Prinzip, dass ein finanzkräftiges Unternehmen die relevante digitale Plattform betreibt, über die Waren und Dienstleistungen verkauft werden, hat sich im Onlinehandel bereits durchgesetzt. Ähnliche Ansätze sind auch im psychosozialen Bereich zu beobachten. Mit Risikokapital ausgestattete Konzerne versuchen für verschiedene Bereiche Plattformen zu etablieren, über die Einzelselbständige Dienstleistungen wie Kinderbetreuung oder häusliche Pflege anbieten. Ist eine ähnliche Entwicklung im Beratungsbereich zu erwarten und sollten wir uns darauf freuen?<br>Im Workshop werden aktuelle Entwicklungen vorgestellt und mit den Teilnehmer*innen gemeinsam mögliche Folgen diskutiert.