Enriched Counseling in der Beratungspraxis

Beratungsunterstützende Techniken sind heute aus der alltäglichen Beratungsarbeit – sowohl offline als auch online – kaum noch wegzudenken. Ob Smartphone-Apps, themenbezogene Videos, interaktive Visualisierungen oder Tools zur kollaborativen Zusammenarbeit – das Konzept des Enriched Counseling bietet sowohl für Ratsuchende als auch für Beratende selbst viele Möglichkeiten.
In diesem Workshop wird es zum einen darum gehen, ob und mit welchen digitalen Tools in verschiedenen Kontexten die Beratung angereichert werden kann und welche Erfahrungen damit gemacht werden. Zum anderen wird die neu entwickelte SmartToolbox der mudra Drogenhilfe vorgestellt und gemeinsam erkundet, um anhand dessen die Übertragbarkeit einzelner Elemente in andere Beratungsfelder zu diskutieren.

Austausch über Erfahrungen in der Videoberatung

Während Videoberatung noch 2019 eher nur für bestimmte Beratungskontexte (z.B. Online-Supervision, Beratung von mobil lebenden Klient*innen) und weniger in der Fläche genutzt wurde, scheinen 2020 und die folgenden Jahre unter dem Zeichen „Boom der Videoberatung“ zu stehen. Im Austausch-Workshop wird der Frage nachgegangen, welche Rolle Videoberatung spielt – auch in den Arbeitskontexten der Teilnehmenden – und welche Erfahrungen damit gemacht wurden. Welche Motivationen, Rückmeldungen und Lerneffekte gab es seitens der Beratenden, der Einrichtungen und vielleicht auch der Ratsuchenden? Weiter bietet der Workshop die Möglichkeit, sich mit den verschiedenen Onlineberatungsformen auseinanderzusetzen. Gemeinsam können die jeweiligen Potenziale und Grenzen der Videoberatung und der „klassischen“, schriftbasierten Onlineberatung in den Blick genommen werden.

Wir orientieren uns an Ihrem Bedarf und widmen uns Fragen wie z.B.:

  • Unter welchen Bedingungen passt ein Format gut, weniger gut oder gar nicht?
  • Welche Vorteile hat es, das Eine oder das Andere zu lernen und zu machen?
  • Ist schreibend Beraten anstrengend(er)?
  • Wann und wie können schriftbasierte Elemente zum Nutzen der Klient*innen in die Videoberatung integriert werden?

Die Teilnehmenden können ihre Beratungspraxis reflektieren, Wissen teilen und weitere Potenziale ihrer Arbeit erforschen. Der Workshop bietet Ihnen so einen weiteren „Mosaikstein“ zur Gestaltung Ihres zukünftigen eigenen (weiteren) Onlineberatungswegs als Freiberufler*in, Angestellte*r oder Institution.

Blended Counseling – Best practice am Bsp. des Modellprojektes HeLB – Helfen. Lotsen. Beraten.

Neben einer schlechten Verkehrsanbindung im ländlichen Raum gibt es viele Szenarien, die Menschen die Teilhabe an den Möglichkeiten von Beratung erschweren – und das nicht nur auf dem Land. Das sind z.B. Menschen, die das deutsche Beratungs- und Gesundheitssystem nicht kennen oder Menschen, deren Mobilität eingeschränkt ist. Alle diese Gruppen werden von den herkömmlichen Angeboten der Beratung schon im städtischen Raum oft nicht erreicht. Und auf dem Land noch seltener.

Welche Formen der Beratung eignen sich für „schwer erreichbare Zielgruppe“? Ist Videoberatung für Personen in ländlichen Regionen einfacher zu realisieren als eine Präsenzberatung? Sind digitale Beratungsformate für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen besser geeignet? Und kann Blended Counseling – eine Kombination verschiedener Beratungsformate – den Zugang zu Beratung verbessern?

Diesen Fragen ging das Modellprojekt „HeLB – Helfen. Lotsen. Beraten.“ des donum vitae Bundesverbandes von 2019-2022 nach. Im Rahmen des Projektes, gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), erprobten die HeLB-Beraterinnen aufsuchende und digitale Formate in der Schwangerschaftsberatung und transferierten die Ergebnisse in den Gesamtverband. Das Institut für E-Beratung führte die wissenschaftliche Begleitforschung des Modellprojektes durch.

Die Erfahrungen und Ergebnisse des Modellprojektes rund um Blended Counseling und deren Transfer in den Beratungsalltag werden im Workshop präsentiert. Nach einem Input zum Projekt und dem Kennenlernen der unterschiedlichen Beratungsformate gibt es die Möglichkeit zum fachlichen Austausch über eine bedarfsgerechte Gestaltung von Beratungssettings für unterschiedliche Zielgruppen.

Immer erreichbar und prekär beschäftigt? Was die Online-Beratung aus Erkenntnissen zur Plattformökonomie lernen sollte

Über Plattformen buchbare Leistungen sind längst Teil des Alltags geworden – ob beim Einkaufen, bei der Essensbestellung oder bei der Möbelmontage. Auch wenn Arbeitsplattformen zur Vermittlung von bezahlten Dienstleistungen für die Soziale Arbeit eher ein Zukunftsszenario sind, so gibt es auch im sozialen Sektor schon zahlreiche Plattformen u.a. zur Vermittlung von (Online-)Beratung, aber eben auch gewinnwirtschaftlich organisierte Plattformanbieter, die soziale Dienstleistungen für sich entdecken.

Plattformarbeit bietet zahlreiche Vorteile, etwa dass Beratung niederschwelliger für Klient*innen angeboten werden kann, da zeitlich flexibler, zeitnaher und zugeschnitten auf die Kommunikationsgewohnheiten ohnehin digital kommunizierenden Personen. Dem gegenüber stehen, so zeigen Erkenntnisse zur Cloud- und Gigwork auf Plattformen, mitunter sehr prekäre Arbeitsverhältnisse in einem internationalen Wettbewerb.

Der Vortrag liefert Einblicke in die Arbeitswelt von Plattformarbeitenden und zeigt auf, welche Bedeutung Plattformen zukommt, die eine Mittlerrolle zwischen den Auftraggeber*innen und den Auftragnehmer*innen einnehmen. Ein weiteres Ziel des Vortrages ist darzustellen, inwiefern Mechanismen der Plattformökonomie die Handlungspraxis Sozialer Arbeit prägen und das Management sozialer Organisationen herausfordern können.

Quantitative Textanalyse in der Onlineberatung. Möglichkeiten und Herausforderungen der Beobachtung aus einer neuen Perspektive.

In der Onlineberatung fallen große Textdatenmengen an und deren strukturierte Aufbereitung und Visualisierung liefert für Forschende als auch Beratende einen hohen Erkenntnisgewinn und praktischen Nutzen. Ziel des Vortrags ist, die Möglichkeiten und Herausforderungen der quantitativen Beobachtung von Text auszuloten und den praktischen Nutzen dieser Analysen für die Onlineberatung darzulegen.

Online-Streetwork in der Präventionsarbeit. Methodik und praktische Umsetzung

Online-Streetwork ist ein erweiterter Ansatz der präventiven Jugendarbeit mit dem Ziel, sich mit jungen Menschen auf Social Media auszutauschen, Anregungen zu bieten und Unterstützungsangebote zu ermöglichen. Methodisch finden Werkzeuge des systemischen Ansatzes, wie ReframingMentalisieren und systemisches Fragen, Anwendung. Darüber hinaus stellen machtsensible Kommunikation sowie alternative Narrative die entscheidenden Pfeiler der Online-Streetwork dar. Im Rahmen des Workshops wird dieser Ansatz sowie seine praktische Umsetzung auf sozialen Plattformen am Beispiel des Modellprojekts streetwork@online vorgestellt und anhand von interaktiven Übungen gemeinsam erprobt.

Streetwork goes online: Aufsuchende Arbeit in und mit Social Media

Soziale Medien sind wesentlicher Bestandteil des Alltags junger Menschen: Sie werden genutzt, um sich über Neuigkeiten zu informieren, Musik zu hören oder in Kontakt mit Freund*innen zu bleiben, –  laut der JIM-Studie 2021 sind digitale und analoge Kommunikation für rund ein Drittel der Jugendlichen mittlerweile gleichbedeutend. Um die lebensweltlichen Zusammenhänge dieser Zielgruppe adäquat zu berücksichtigen, ist es für die Soziale Arbeit erforderlich, sich in die relevanten medialen Kontexte zu begeben.

Im Zuge dieser Entwicklungen konstituiert sich unter den Schlagworten „Digital Streetwork“, „Online Streetwork“ o.ä. ein neues Phänomen der digitalen Sozialen Arbeit: Aufsuchende Beratung in und mit sozialen Medien. Indem Adressat*innen auch in digitalen Räumen erreicht werden, wird das bisherige Spektrum aufsuchender Angebote erweitert. Der Vortrag gibt einen Überblick zu verschiedenen Facetten digitaler Streetwork und beleuchtet Potentiale und Herausforderungen dieses Arbeitsfeldes.

Wie mit Messenger beraten? Potenziale, Zielsetzungen und Stolpersteine

Messengerberatung wird immer beliebter. Der Messenger kann sowohl asynchron als auch synchron genutzt werden und bringt (auch dadurch) neue Herausforderungen für  Beratende mit sich. Was gilt es bei der Messengerberatung zu beachten? Der Workshop beleuchtet die Grundlagen, Besonderheiten und Einsatzmöglichkeiten und gibt Gelegenheit, in praktischen Übungen Potenziale und Stolpersteine zu erleben und zu reflektieren.

Digitale Beratungsidentität

Was bedeutet die fortschreitende Digitalisierung für unseren Beratungsalltag – und was macht mich eigentlich aus als digitale:r Berater:in? In unserem Workshop erarbeiten wir zusammen Impulse zur Auseinandersetzung mit der eigenen Beratungspersönlichkeit. Wie kann und wie möchte ich mich als Berater:in im digitalen Setting positionieren? Und wie beziehe ich meine eigenen professionellen Ressourcen und die Ressourcen meiner Ratsuchenden dabei bewusst ein? In einer Mischung aus theoretischem Input und praktischer Übung erhalten die Teilnehmenden praxistaugliche Ideen für das eigene Weiterdenken und -arbeiten sowie Gelegenheit für Fragen und kollegialen Austausch.

Kakofonie & Sozialplattform – Die Umsetzung des OZG und dessen mögliche Auswirkungen auf die Onlineberatung

Bund, Länder und Kommunen sind mit dem Onlinezugangsgesetz (kurz: OZG) dazu verpflichtet, einen Katalog von rund 6000 Verwaltungsleistungen, zusammengefasst in 575 OZG-Leistungsbündel bis Ende 2022 zu digitalisieren. Es wurden dazu unterschiedlichen Aufgabenpakete für diese Umsetzung dieses gigantischen Vorhabens in 13 übergeordnete Themenfelder gebündelt und daraus Maßnahmenpakete geschnürt, die in den einzelnen Bundesländern umgesetzt werden. Die jeweiligen Projekte stehen nach Fertigstellung allen anderen Bundesländern und Kommunen zur Nachnutzung zur Verfügung. Um ca. 65 Leistungen im sozialen Bereich digital abzubilden, entwickelt das Bundesland Nordrhein-Westfalen die „Sozialplattform“ (www.sozialplattform.de). Bis zum Jahresende sollen auch die digitalen Zugänge zu den Leistungen der Wohnungslosenhilfe sowie den lokalen Schuldner- und Suchtberatungen realisiert werden.
Der Workshop gibt den Teilnehmenden einen kurzen Einblick zum aktuellen Umsetzungsstand des OZG bzw. der Sozialplattform. Anschließend wollen wir uns gemeinsamen darüber austauschen und Ideen und Überlegungen formulieren, welche Auswirkungen das OZG auf die Praxis der Online-Beratung potentiell hat.